Am Freitag, den 28.3.25, habe ich mich mit meiner Klasse zu Fuß auf den Weg zum Zug nach Manzell gemacht, der pünktlich um 9:11 Uhr abfuhr. Um 9:45 Uhr kamen wir bereits am Bahnhof Therme in Überlingen an. Bis zum Stollen war es nicht mehr weit. Nach einem kurzen Fußmarsch durch den Überlinger Uferpark, sahen wir auch schon unseren Guide. Es war ein älterer Mann, der Herr Bergmann hieß. Nachdem er uns angewiesen hatte, zu unserer eigenen Sicherheit, gelbe Schutzhelme aufzuziehen, führte er uns nun 2 Kilometer durch den Stollen. Er hatte seine Taschenlampe vergessen und da es an manchen Stellen ganz schön dunkel war, leuchteten wir ihm mit unseren Handytaschenlampen den Weg. Er erzählte uns dabei einige interessante Dinge. Zum Beispiel erfuhren wir, dass der insgesamt 4 Kilometer lange Stollen von ca. 800 Männern und einer Frau innerhalb von 7 Monaten gebaut worden war. Ziel dieses Unternehmens war es, einen Teil der Rüstungsindustrie von Friedrichshafen dort unterirdisch zu verstecken. Die meisten Männer kamen aus dem KZ Dachau und hatten sich freiwillig für diesen Arbeitsdienst gemeldet, da sie sich hier wenigstens eine kleine Überlebenschance erhofften. Dennoch sind während dieser Zeit über 200 Männer an Hunger, Krankheit, Kälte und Erschöpfung gestorben. Herr Bergmann hat uns auch von den beiden Häftlingen erzählt, denen als einzige die Flucht gelungen ist. Um den Hunden und den Wachen am Stolleneingang zu entgehen, rieben sie sich mit Schmieröl ein, legten sich in eine Lore und ließen sich mit Schutt bedecken, der, wie es üblich war, in den See gekippt wurde. Die beiden Männer haben dann schwimmend das Weite gesucht und sich eine Weile im Gebüsch versteckt. Tag und Nacht waren sie zu Fuß unterwegs, bis sie in Schaffhausen ankamen, wo sie anhand der Zigarettenstummel erkannten, dass sie in der Schweiz angelangt und damit endlich gerettet waren. Die Leute in der Schweiz konnten kaum glauben, was ihnen von den beiden Überlebenden erzählt wurde.
Nach der Führung ging es für uns zurück durch den Uferpark, der, wie wir nun wussten, aus dem Schutt des Stollens entstanden ist.
Dieser Ausflug wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Ich habe jede Menge Staub eingeatmet. Wenn ich mir vorstellen muss, dass hier so viele Arbeiter auf engstem Raum in 12 Stunden-Schichten Tag und Nacht arbeiten mussten, finde ich das einfach unmenschlich! Es ist schon etwas anderes, wenn man, nach den ganzen Erzählungen, diesen Ort in Echt sieht und einem noch einmal klar wird, was tatsächlich passiert ist.
Autor: Luis Schlotmann und die Klasse 9a